WESTFALEN-BLATT Zeitungsbericht vom 16.05.2024

Unternehmen setzt auf Migranten: Qualifikation und Motivation entscheidend

Bei Finke in Buke sind 30 Ukrainer angestellt

Altenbeken - Wie gelingt die Integration von Geflüchteten im Unternehmen, auch ohne perfekte Sprachkenntnisse? Darüber informierten sich Mitarbeiter von der Agentur für Arbeit Paderborn und dem Jobcenter Kreis Paderborn jetzt bei der Finke Gruppe in Buke.

Mehrere geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer haben in dem Unternehmen eine Anstellung gefunden.

Es ist ein Labyrinth aus Maschinen, die einander zuarbeiten. Kunststoffgranulat in großen Ladeeinheiten wird von Lanzen angesaugt. Mit Spritzgießwerkzeugen werden aus den kleinen Granulaten Spoiler und Kühlergrills für die Automobilindustrie hergestellt. Die Spritzgussformen, die dabei zum Einsatz kommen, fertigt das Unternehmen Finke in Buke selbst. In den Werkshallen werden mittels Fräsmaschinen, Erodiermaschinen und diverser anderer Maschinen Bauteile aus Stahl für die Formen erstellt.

Mit dem Formenbau startete Finke 1982. Die Produktion von Kunststoffteilen nahm das Unternehmen 2012 auf. So arbeiten heute 200 Mitarbeiter in Werkshallen auf einer Fläche von rund 12.000 Quadratmetern. Im Dreischichtbetrieb werden Teile unter anderem für Mercedes, VW und Audi produziert. Diese schickt Finke an Produktionsstandorte in der ganzen Welt.

Um durch Qualität und Zuverlässigkeit unter anderem in den Wertschöpfungsketten der deutschen Autohersteller zu bestehen, ist das Unternehmen beim Personal auf hohe Planungssicherheit und Qualität angewiesen. Das betonte der Inhaber und Geschäftsführer Markus Finke auch beim gemeinsamen Betriebsbesuch von der Agentur für Arbeit Paderborn und dem Jobcenter Kreis Paderborn. Angesichts des Arbeits- und Fachkräftemangels und der ungünstigen demografischen Entwicklung in den nächsten Jahren warnte er: „Mit den erwarteten Rentenabgängen sind erhebliche Probleme bei der Nachbesetzung von Stellen praktisch programmiert. Wenn ich mich unter Unternehmern umhöre, wird deutlich: Der Personalmangel lastet auf den mittelständischen Betrieben dabei schon heute schwer.“

Integration in den Arbeitsmarkt

Im Austausch mit den Fach- und Führungskräften des gemeinsamen Arbeitgeber-Services, der Arbeitsvermittlung sowie der Berufsberatung ging es daher besonders um die Frage, wie dem erwarteten Arbeits- und Fachkräftemangel bereits heute entgegengewirkt werden kann. Der Rahmen für die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte und eine erfolgreiche Integration von Migrantinnen und Migranten in den Arbeitsmarkt wurde skizziert.

So sagte Detlef Schmidt, Teamleiter des gemeinsamen Arbeitgeber-Service: „Selbst wenn alle Hebel umgelegt sind, die für eine hohe Erwerbsbeteiligung am Arbeitsmarkt förderlich sind: Die Lücke, die durch Renteneintritte in den nächsten Jahren entstehen wird, lässt sich mit dem vorhandenen Erwerbspersonenpotenzial rechnerisch nicht schließen.“ 

Engpässe sind absehbar

Es empfehle sich, absehbaren Engpässen heute entschieden zu begegnen. „Für wirklich alle Menschen offen zu sein, ist für eine vorausschauende Personalpolitik notwendig“, betonte Detlef Schmidt bei der Gelegenheit. Auf einem Arbeitnehmermarkt sei es unerlässlich, alle Kandidatinnen und Kandidaten auf Basis ihrer Potenziale für eine Stellenbesetzung in Betracht zu ziehen.

„Wenn Migrantinnen und Migranten noch vor sprachlichen Hürden stehen, sollte das kein Grund gegen eine Einstellung sein. Es gibt heute weit mehr Unterstützungsangebote für Sprachförderungen und Umschulungen als gemeinhin angenommen. Die Integration in ein Unternehmen kann damit in der Regel erfolgreich begleitet werden“, sagte Stefan Bange, Bereichsleiter im Jobcenter Kreis Paderborn.

Das Industrieunternehmen Finke zeigt sich für Migrantinnen und Migranten offen; deren Anteil an der Belegschaft belief sich zuletzt auf rund 15 Prozent. „Qualifikationen und Motivation sind für uns immer entscheidend“, sagte Inhaber und Geschäftsführer Markus Finke. Es haben ihm zufolge etwa 30 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer eine Anstellung bei ihm gefunden. „Sie sind längst eine Stütze im Unternehmen – wir machen durchweg gute Erfahrungen“.